Sancta Trinitas

Sancta Trinitas

Band : , ,
Titel : Sancta Trinitas
Release Date : 9. Oktober 2018
Label : Ambiente
Catalog ref. : Ambiente ACD 3042 LC 07811
Format : CD

SANCTA TRINITAS

Oratorisches Triptychon für Sopran, Bariton, Chor und Orchester

Enjott Schneider (*1950)

Inga Lisa Lehr (Sopran)
Jens Hamann (Bariton)

Aachener Bachverein
Deutsches Radio Kammerorchester

Leitung: Georg Hage

Uraufführung: 26.11.2017, Aachen, Kirche St. Michael / Hagios Dimitrios im Rahmen der 44. Aachener Bachtage 2017

Zentrum des Oratoriums ist Martin Luthers Trinitätslied von 1524 WIR GLAUBEN ALL AN EINEN GOTT, dessen drei Strophen Bezug nehmen zu den drei Glaubensartikeln von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Jeder Teil des Triptychons stellt der Lutherschen Liedstrophe einen freien Text gegenüber: In Teil 1 ist es eine Lobpreisung des Astronoms, Naturphilosophen, Mathematikers und Theologen Johannes Kepler (1571-1630). In Teil 2 ist es ein bittendes Gedicht (aus „Gedichte aus dem Widerstand“) von Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), das er kurz vor seiner Ermordung durch die Nazis in Schmerzen und Zweifeln einer entsetzlichen Kerkerhaft schrieb. Es steht in Teil 2 daher im Kontext eines „Warum“ und eines „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ In Teil 3 über den heiligen Geist wird dieser mit den Taufsymbolen Taube und Wasser in Berührung gebracht, vor allem aber wird der Spiritus Sanctus mit der brausenden Energie gekennzeichnet: der hier kommentierend hinzugezogene Text der Mystikerin Hildegard von Bingen (1098-1179) „Der Heilige Geist ist Quelle des Lebens“ thematisiert das Flammen, Lodern, Brennen, Leuchten unmittelbar und führt zu einem eindrucksvollen Finale.
Die Stilistik des Oratoriums ist von der auf Mittelalterliches verweisenden Archaik des Lutherschen Liedes beeinflusst: So kann man – etwa im Jubilus des Teils 1 – einen tänzerischen Saltarello vernehmen. Solcher Diatonik stehen aber ganz bewußt wieder chromatische und in moderner Tonsprache gehaltene Teile gegenüber. Da in dem Uraufführungskonzert von Teil 2 Werk auch Mozarts Requiem d-moll aufgeführt wurde, nimmt hier die Vertonung von Bonhoeffers „Menschen gehen zu Gott“ den rhythmischen Gestus von Mozarts einzigartimen „Lacrimosa“ mit den flehenden Achteln auf. In den Kontext von Mozarts Genialität genommen erhält Bonhoeffers Text eine kosmische Weite und wird zu einer berührenden „Versöhnung aus der Finsternis“. – Da instrumentale Musik oft dort ihre Transzendenz aufweist, wo Begrifflichkeit und Logik der Wortsprache enden, hat in dem Triptychon das Orchester auch Wesentliches „zu sagen“: etwa in der Trauer des „Tenebrae“ , im „Fragenden Licht“ oder in „Wasser“ und „Taube“.

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